Der Baumatlas der Gemeinde Gauting
Der Baumatlas wurde 1979/80 von Mitgliedern des Bürgerforums Gauting erstellt.
Das Original wurde dem Rathaus übergeben und ist letztes Jahr im Archiv wieder aufgefunden worden.
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– Der Baumatlas
Hier das Vorwort zu den Plänen mit den eingezeichneten Bäumen Ende der 70er Jahre:
Die alten Bäume sind seit je stille und unaufdringliche Bewohner unserer Flur gewesen; ihre Gegenwart war gewiss. Man musste ihrer daher nicht eigens gedenken.
Fast bis zum heutigen Tag ist das so gewesen.
Erst jetzt – in einer Zeit grundsätzlicher Veränderungen und Umwälzungen dringt die Existenz dieser schönen Geschöpfe in unser Bewußtsein: Wir erkennen sie nun, weil sie gefährdet sind, und wir erkennen zugleich, dass sie unersetzlich sind.
In Jahrzehnten, Jahrhunderten sind sie gewachesen; ihr Dasein reicht weit über das unsere hinaus: Sie haben anderes gesehen als wir Heutigen; Sie werden anderes sehen als wir, und so leben sie in weitergespannten Zeiträumen. Schützen wir sie nicht, ehren wir sie nicht, dann schaden wir unserer eigenen, allgemeineren Geschichte, der auch sie angehören.
Daher steht fest:
Dass kein Grundeigentümer über die alten Bäume seines Grundes ohne weiteres verfügen darf, als seien sie wirklich sein freies Eigentum.
Es folgt daraus ferner:
Dass sich die Gemeinde selbst als Vertreter allgemeinerer Interessen im Sinne dieser Interessen – also FÜR die Bäume – einzusetzen hat.
Diesem Einsatz soll unser Atlas dienen. Er verzeichnet auf 33 Katasterblättern und nach einheitlichem System den gesamten Baumbestand unserer Gemeindeflur, soweit er entweder älter ist als 80 Jahre, oder aber sonstwie stattlich und für den Charakter unserer Straßen daher wichtig und unentbehrlich.
Es ist der erste Versuch dieser Art, einer Behörde einen gewachsenen, natürlichen Bestand methodisch zur Kenntnis zu bringen. D. h. ihrer Obhut anzuvertrauen. Es liegt nun an ihr, der Behörde, den rechten Gebrauch von dieser freiwilligen, sorgsamen Arbeit zu machen.
Jedenfalls ist nun hiermit der Baumbestand öffentlich bekannt geworden. Geht ein Gemeinderatsbeschluß an dieser Tatsache vorbei, so tut er dies ab jetzt wider besseres Wissen.
Die natürliche und geschichtliche Würde der alten Bäume reicht heute meist nicht aus, ihre Existenz zu rechtfertigen. Unser enges Denken sieht in ihnen eher den nützlichen Zweck, ihren Charakter als Umweltwert, ihre Funktion als Sauerstoffspender.
Aber gleich aus welchem Grunde:
Sie sind uns allen wichtig und unersetzlich, diese hier kartierten Bäume. Wir wissen auch, dass sie – da lebendig – sterblich sind wie wir.
Ihr absoluter Schutz wäre daher ein Unding.
Wir wünschen nur, dass sie ab nun nicht mehr der Willkür kleinlicher Interessen ausgesetzt sind. Vielmehr sollen sie in Obhut genommen, wo nötig gepflegt und dankbar erkannt werden als die größten und wunderbarsten Schöpfungen der Natur, die aber gerade darum, weil sie wunderbar sind, in ständiger Gefährdung leben müssen.
Bürgerforum Gauting